Damit entfällt künftig ein hoher vierstelliger Betrag pro Quartal, rechnet der Arzt Dr. Thomas Klimaschka vor. Damit lasse sich die Kinderarztpraxis in der von ihm und Dr. Hans Jaeger betriebenen Gemeinschaftspraxis nicht mehr wirtschaftlich darstellen. Bislang sei die Kinderarztpraxis kostenneutral gewesen. Nun sei dauerhaft mit Verlusten zu rechnen.
Verhängnisvoll wirkt sich offenbar ein im September gefasster Beschluss des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz aus. Demnach kommt der bisher gewährte Zuschlag seit Anfang Oktober nur noch Gemeinschaftspraxen mit fachgleichen Ärzten zugute. In Nassau waren bis Ende März vier Allgemeinmediziner tätig, dann kam im April die Kinderärztin im Anstellungsverhältnis hinzu. Damit habe man "den lange gehegten Wunsch der Allgemeinheit umgesetzt", schreibt Klimaschka in einem Brief an Landrat Günter Kern und Nassaus Bürgermeister Udo Rau. Mit der Neuregelung "bestraft man unsere Praxis ganz nachhaltig".
Der Nassauer Mediziner rechnet vor, dass der Kinderarztpraxis durch den Wegfall des Aufschlags nun 40 Prozent des Umsatzes fehlen. "Im Prinzip müssen wir die Kinderarztpraxis zumachen", sagt Klimaschka. Er bezweifle, dass die KV sich der Tragweite des Beschlusses bewusst gewesen sei. Diese nahm auf eine RLZ-Anfrage vom Donnerstag bis Redaktionsschluss keine Stellung zu den Hintergründen des Beschlusses.
Unterdessen haben Nassaus Bürgermeister Rau und der Landtagsabgeordnete Frank Puchtler gegen die neuen Vorgaben der KV protestiert und deren Vorstand aufgefordert, den Beschluss zurückzunehmen. Rau schrieb an die Vorsitzende des KV-Vorstandes, "eine gute und nachhaltig ausgelegte ärztliche Versorgung" gehöre zu den wichtigsten Standortfaktoren. Mit der von Stadt und Verbandsgemeinde geförderten Ansiedlung einer Kinderärztin in der Nassauer Gemeinschaftspraxis habe man den Wegfall von Kinderarztpraxen in den umliegenden Grundzentren kompensiert. Die Auswirkung des Vorstandsbeschlusses "konterkariert diese Bemühungen in vollem Umfang", schreibt Rau und bittet, diesen noch einmal zu prüfen. Zudem sei es unverständlich, dass die betroffene Arztpraxis von der KV nicht über die Veränderungen informiert wurde. Auch Puchtler wandte sich an den KV-Vorstand. Zudem bat er nach eigenen Worten das Mainzer Gesundheitsministerium um Unterstützung. Die Nassauer Praxis sei ein Erfolgsmodell, das Bestand haben müsse, sagte der Landtagsabgeordnete.
Von unserem Redakteur Carlo Rosenkranz