Bad Ems - "Bad Ems aus seinem Dornröschenschlaf holen", das war eine der Ankündigungen, mit denen unsere Zeitung Berny Abt 2009 zitierte, als der von der SPD unterstützte Medienmacher antrat, um Stadtbürgermeister der Kurstadt zu werden.
Von unserem Redakteur Alexander Hoffmann
Am 25. Mai gehen die Emser wieder an die Urnen. Dann haben sie die Wahl: Entweder wird Abt für eine weitere Amtszeit seinen Platz im Rathaus behalten, oder Günter Wittler kommt zum Zuge. Der ehemalige Tankstellenpächter tritt als gemeinsamer Kandidat von CDU und FWG an.
Nach dieser Woche bleiben Abt noch rund vier Monate, bis die nächste Wahl ansteht. Ein guter Zeitpunkt für Abt, im Gespräch mit unserer Zeitung zurückzublicken auf die Amtszeit.
Abt sagt es gleich und ohne Umschweife: "Die Medienschule war zwar eines der ganz großen Themen meiner Amtszeit. Aber wer mir jetzt verübelt, dass das nicht geklappt hat, soll mich einfach nicht mehr wählen." Abt weiß, dass ihn Kritiker jetzt darauf festnageln, dass sich rund um die ehemalige Bundeswehrschule an der Alten Kemmenauer Straße noch nichts getan hat. "Ich habe fest an die Sache geglaubt", sagt Abt.
Das Vorzeigeprojekt Europäische Medienschule, bei der Abt auch als Medienunternehmer an Bord sein sollte, war eines seiner Wahlkampfversprechen. Fast fünf Jahre später räumt Abt ein, dass er das Versprechen nicht halten konnte, aber: "Das ist der einzige Punkt auf meiner Liste, aus dem nichts geworden ist."
Abt, der 2009 als Politikneuling ins Rathaus kam, würde solche Versprechen heute nicht mehr machen, sagt er. Er habe unterschätzt, wie komplex der Genehmigungsgang ist. Und außerdem: "Der Investor rührt sich schließlich nicht." Er selbst habe eine Lehre aus dem Thema Medienschule gezogen: "Künftig will ich weniger versprechen und mehr reden wie ein Politiker", sagt Abt.
Und trotzdem bleibt der Bürgermeister dabei: "Nur wer nichts tut, macht keine Fehler." Soll heißen: Abt will weiterhin Ideen haben, gelegentlich ein Träumer sein, versuchen, die Stadt mit unkonventionellen Ideen voranzubringen, sagt er. "Und das meiste ist mir schließlich gelungen." Das ist Abts selbstbewusstes Fazit. Mehr Kultur in der Stadt, etwas für die Jugend tun, die Innenstadt beleben: Das waren weitere Schwerpunkte in Abts Wahlkampfprogramm 2009.
Und bei diesen Punkten reklamiert der Stadtchef für sich, dass sich eine Menge getan habe, seit er im Rathaus sitzt. Abt weiß zwar, dass es mit den angekündigten Konzerten überregional bekannter Künstler in Ems bisher nichts geworden ist, bittet aber um Fairness: Erst sei das Stadion Silberau eine Baustelle gewesen - dann habe sich herausgestellt, dass die Sicherheitsauflagen zu streng sind.
Seine eigene Firma hat ein Sicherheitskonzept in Auftrag gegeben, sagt Abt. "Darin heißt es, dass maximal 6000 bis 8000 Leute auf der Silberau Platz hätten", sagt der Bürgermeister. Es fehle eben ein zweiter Ausgang für den Notfall. Da habe auch die Verwaltung nicht mitgespielt. Also eigne sich eher der Sportplatz Hasenkümpel - "und da gab es ja auch schon Konzerte", sagt Abt.
Er verweist nicht nur auf zwei Rockkonzerte gegen Mobbing, die er auf die Beine gestellt habe. In 2013 gab es erstmals das Festival "Rockin' Bad Ems" - und dieses Jahr soll die Band Völkerball kommen. "Früher wurde für die Jugend viel weniger geboten", kritisiert Abt seine Amtsvorgänger.
Was ihm in seiner Amtszeit gelungen sei? Abt legt dazu eine lange Liste auf den Tisch. Darin sind neben der Therme, der Erweiterung der Kita Play & Fun, der Wiederbelebung der Alten Zentrale, den Weltkulturerbe-Ambitionen, der Mountainbikestrecke und der Entwicklungsplanung auf dem Spieß eine Menge weiterer Punkte angeführt.
"Das hat sich in Bad Ems in meiner Amtszeit entwickelt", ist Abts Kommentar dazu. Und: "Ich will weitermachen." Dabei auch an Vorteile bei der Rente zu denken, sei "aber überhaupt nicht meine Art", erklärt Abt. Er wird Ende Januar 57 Jahre alt. Erst mit der zweiten Amtsperiode schlägt sich das Bürgermeisteramt bei der Rente finanziell nieder. Übrigens: Sollte es nicht klappen mit der Wiederwahl, dann will Abt im Stadtrat bleiben. Das kündigt er schon einmal an.