Loreley - Ein Meer aus Zelten statt grüner Wiesen, Menschenmassen statt Romantik, ohrenbetäubende Gitarrenriffs statt feiner Brise hoch über dem Rhein: Am Wochenende war auf dem altehrwürdigen Loreleyfelsen so ziemlich alles anders als gewöhnlich.
Von unserem Reporter Alexander Hoffmann
Zum zweiten Mal waren Fans derber Rockmusik angereist, um ihr Metalfest zu feiern, wo sonst vor allem Spaziergänger und neuerdings Rodelbahnenthusiasten beschaulich ihre Freizeit verbringen.
Die drei Tage Musikprogramm hatten mit Rockikone Doro Pesch und den finnischen Death-Metallern von Children of Bodom begonnen, die gerade ihre neue Scheibe namens "Halo of Blood" unter die Leute bringen. "Ein starker Festivalstart", meinte Produktionsleiter Mike Heinemann knapp 24 Stunden später. Da wütete gerade die US-Truppe Down über die Open-Air-Bühne.
Die Musik von Down, das sind im Grunde bluesige Riffs - aber eingekleidet in eine tiefer gestimmte Düsternis, die Frontman Phil Anselmo kreischend, brüllend, brummend, grummelnd krönte. Unter den Down-Musikern sind zwar einige schon in Würde ergraut - wie die wilden Rumpelstilzchen über die Bühne flitzen, das können die Herren aber immer noch.
Slayer stehen lieber still
Der Auftritt war großes Metal-Kino - und ein Höhepunkt des Freitagabends. Weit weniger Interaktion mit dem Publikum brachte der Headliner des Freitags zustande - aber Slayer kam trotzdem an.
"Immer wieder der Wahnsinn", strahlte zum Beispiel Rainer. Er kam aus Köln an die Loreley, hat wie Slayer-Sänger Tom Araya schon ein paar weiße Haare in der langen Matte und sah beim Auftritt seiner Helden nicht mehr ganz taufrisch aus.
Schlamm und Bier gehören dazu
Aber sei's drum: Ein Metalfest ist kein Kindergeburtstag - und nur mit getrocknetem Schlamm an den Schuhen, Sonnenbrand auf der Stirn, überschwappendem Bierbecher in der Hand und verwaschenem Bandshirt am Leib kommt eben richtiges Festivalfeeling auf.
Früher am Abend gab sich die deutsche Band Accept die Ehre. Wo Down auf dumpfe Wut setzten, durfte es bei Accept ein bisschen pathetischer zugehen. Also wurde der Nachbar in die schwitzigen Arme genommen, die Finger zur "Pommesgabel", der Metaler-Geste schlechthin, in den Abendhimmel gereckt und das lang gezogene "Ohoho" von Frontmann Mark Tornillo mitgegrölt.
Das war Gänsehautfeeling, gewürzt mit Metalnostalgie. Mitten in die Riffs platzte dann plötzlich Wolf Hoffmann, glatzköpfiger Gitarrenvirtuose von Accept: "Für Elise", Beethoven, ganz neue Töne.
Plötzlich hört man Beethoven
Aber Hoffmann hat vor zehn Jahren schließlich eine ganze Platte auf den Markt gebracht, voller bluesig interpretierter Klassikmelodien. Und den Metalfans auf der Loreley? Denen gefiel sichtlich, was Hoffmann da kurz mal in die Saiten klampfte.
Die zweite Festivalrunde sei noch etwas besser verlaufen als die Premiere, bilanzierte Organisator Heinemann: "Rund 6500 Fans sind es wohl gewesen", stellte er fest. Die Rocker hörten am Samstag noch Bands wie Saxon oder Subway to Sally, bevor das Metalfest zu Ende ging.
"Wir lieben die Loreley einfach", grinste Heinemann glücklich: "Die Atmosphäre ist einfach super." Und wie erklärte es Rainer aus Köln so schön: "Die Loreley ist total idyllisch. Besonders, weil es hier gerade so richtig schön laut ist."