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Channel: Nachrichten aus der Rhein-Lahn-Zeitung Bad Ems und Lahnstein
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Junge Leute aus dem Kreis arbeiten in Tansania mit

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Kein fließendes Wasser, kein Strom, keine Toilette - und das drei Wochen lang: Mancher deutsche Schüler oder Student wusste im Urlaub sicher bequemere Stätten anzusteuern. Acht junge Leute aus dem Rhein-Lahn-Kreis zogen es vor, ihre Ferien in ärmlichen Verhältnissen im Norden Tansanias zu verbringen und dabei auch noch tüchtig zuzupacken. Und doch: Alle kehrten mit dem Gefühl großer Bereicherung aus Afrika zurück in die Heimat.

Mit ihrem Aufenthalt in Tansania festigten die 18- bis 28-Jährigen die seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen dem evangelischen Dekanat Nassau und dem tansanischen Partnerdistrikt Mabira. "Da war jeder Tag etwas Besonderes, und wir hatten eine Gruppe, die super zusammengepasst hat", schwärmt auch Dietmar Menze, Mitglied des Arbeitskreises Nassau-Mabira.

Für die "etwas anderen" Ferien 7000 Kilometer fern der Heimat und jeglichen Komforts hatte auch er mit seiner Frau Heidi nicht nur den Urlaub geopfert, sondern die Begegnung junger Afrikaner und Deutscher mit großem organisatorischen Aufwand überhaupt erst ermöglicht. "Die Chance, eine fremde Kultur so hautnah kennenzulernen, bekommt man nicht oft im Leben", erklärt Sebastian Köpper (20) aus Bad Ems, warum er an der Reise teilnahm. "Wir haben ein Stück Afrika erlebt, wie es wirklich ist - keine Safari, kein Touristenprogramm", ist David Metzmacher aus Dausenau dankbar für die Zeit und Erfahrungen in Mabira, "die sicher noch lange nachwirken werden", hofft der 19-Jährige.

"Diese unglaubliche Herzlichkeit, mit der wir als Wildfremde auch in den Gastfamilien empfangen wurden, war beeindruckend", sagt die 21-jährige Lehramtsstudentin Carmen Stricker aus Allendorf. Mit Katharina Matern (19) aus Singhofen teilte sie sich ein Zimmer in einer der Gastfamilien. "Die strahlenden Augen der vielen Kinder, die uns wohl aufgrund unserer Hautfarbe ständig nachliefen, das sind Eindrücke, die man nie vergisst", sagt Matern.

Arbeit und Besuche bestimmten die Vormittage der jungen Tansaniabesucher aus Fachbach, Frücht, Bad Ems, Nassau, Singhofen, Kördorf und Allendorf. Beim Lockern des Bodens auf den Shambas, den Bananenplantagen, floss Schweiß - beim Formen und Brennen von Steinen für den Bau eines Pfarrhauses blieb keines der für die Begegnung eigens bedruckten T-Shirts weiß. Außerdem halfen die jungen Leute bei der Kaffeeernte. Besuche in Schulen, Krankenstation und Krankenhaus standen auf dem Programm. Am Nachmittag wurde meist die Kirche einer Siedlung in Ibamba zum Treffpunkt mit jungen Gastgebern. Fußballspiele prägten das Miteinander, aber auch Gespräche über die beschwerliche Wasserversorgung, das Verhältnis zwischen Jung und Alt, die Rolle der Frau oder die hohe Rate an Aidserkrankungen. "Zuerst fiel die Verständigung noch etwas schwer, weil nicht alle Englisch können", erzählt Sebastian Köpper, aber bald verständigten sich junge Einheimische und Fremde auch "mit Händen und Füßen".

Für die drei Sonntagsgottesdienste wurden Lieder einstudiert in Deutsch, Englisch und Kisuaheli. "Die Atmosphäre ist nicht mit hiesigen Gottesdiensten zu vergleichen", sagt Viktoria Köpper. In den mit Hunderten vollgestopften einfachen Häusern wurde fröhlich gesungen und getanzt, die Gäste aus Deutschland wurden zum Mitmachen animiert. "Als beim letzten Gottesdienst alle rausgegangen sind und dann mit Abschiedsgeschenken wiederkamen, war das ein sehr bewegender Moment", sagt die 23-Jährige, der bewusst geworden ist, in welchem Luxus sie lebt. "Allein unsere Mobilität ist für diese Menschen unvorstellbar."

Katharina Matern nennt neben der scheinbar so selbstverständlichen Nutzung von Wasser und Strom ein anderes Beispiel: "Hier jammern wir, wenn Schulklassen mal einige Leute mehr aufnehmen sollen. Dort haben wir eine Schule besucht, in der mehr als 1000 Schüler von ganzen acht Lehrern unterrichtet werden, haben Klassenräume gesehen, die kaum größer als unsere waren, in denen 100 Schüler saßen." In schlechter Erinnerung bleibt David Metzmacher ein Lehrer, der Schüler verprügelte. "Ich wäre am liebsten dazwischengegangen, aber wahrscheinlich hätte es nicht dazu beigetragen, diese Methode länger als für diesen Moment zu stoppen."

Am positiven Nachhall der Reise, der vor allem auf der unvoreingenommenen Herzlichkeit und Freundlichkeit der Gastgeber beruhte, ändert das nichts. "Hoffentlich bleibt sie den Menschen in Mabira auch bei einer steigenden wirtschaftlichen Entwicklung noch erhalten", wünscht sich Dietmar Menze. Als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, die nicht immer mit einem positiven Wertewandel einhergehe, kommen ihm die Kaugummis in den Sinn, die die Gruppe neben Wasserfiltern, Medikamenten, Kleidern und anderen Gastgeschenken nach Tansania mitgenommen hatte: "In Mabira mussten wir den Leuten erklären, wie man sie richtig kaut - in Entebbe am Flughafen bin ich in einen hineingetreten."


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