Bad Ems - Wahrscheinlich hat die Mehrzahl der Bad Emser Ratsmitglieder aufgeatmet - wenigstens insgeheim. Andere werden bald einen idealistischen Nachwuchspolitiker vermissen, denn Hani Faddoul tritt bei der anstehenden Kommunalwahl nicht mehr an.
Von unserem Redakteur Alexander Hoffmann
Mit dem Weggang des parteilosen und höchst streitbaren Ratsmitglieds dürfte es ruhiger werden in der Stadtpolitik.
Je nach Perspektive wird diese Ruhe mehr konstruktives Miteinander bedeuten oder mehr politische Langeweile. Denn Faddoul hat in seiner Amtszeit für große Konflikte gesorgt und für teils aufsehenerregende Debatten. Seine Widersacher werfen dem jungen Heißsporn vor, dass er sich nur in der Kritik des politischen Gegners ergehe.
Wer auf Faddouls Seite steht, schätzt hingegen seine Zielstrebigkeit und sein Interesse an der Sache - jenseits aller Parteipolitik. Klientelpolitik war Faddoul immer ein Graus. Und wo Gefälligkeiten die Emser Politik zu leiten schienen, leistete er heftigen Widerstand. Der 28-Jährige hat vor einigen Wochen auf der Kurznachrichtenplattform Twitter erklärt, dass mit Politik jetzt aber Schluss sein soll.
Faddoul will sich künftig ganz auf seinen Beruf in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung konzentrieren. Der von Ehrgeiz und Aufsteigermentalität angetriebene junge Mann soll dort bereits einige Sprossen auf der Karriereleiter erklommen haben, heißt es aus seinem Umfeld.
Gerade bei Twitter, wo Faddoul bis vor Kurzem noch angemeldet war, ist er zuletzt besonders den CDU-Bürgermeisterkandidaten Günter Wittler heftig angegangen. Nicht wenige Emser haben dabei über Faddouls Wortwahl den Kopf geschüttelt. Auch Verbandsgemeindebürgermeister Josef Oster musste sich von dem Nachwuchspolitiker schon deftige Vorwürfe gefallen lassen, die Faddoul digital servierte.
Der junge Mann ist aber auch ein leidenschaftlicher Diskutant: Jeden seiner pointierten Angriffe könne er hinterher mit Fakten untermauern. Das hat Faddoul stets betont - auch wenn oft nur seine markigen Twitter-Kommentare in die Öffentlichkeit vordringen.
Stadtbürgermeister Berny Abt und die SPD hatten es von jeher besser als CDU und FWG: Faddoul steht nahe bei Abt und pflegt auch enge politische Kontakte zu SPD-Stadträtin Dagmar Fuchs. Das hat den dreien im vergangenen Karneval den Spitznamen "Bad Emser Dreigestirn" eingebracht. Gelegentlich bekommt aber auch der Stadtbürgermeister zu spüren, dass Faddoul den Rat immer in der Pflicht wähnt, weitsichtig zu handeln und das Wohl der ganzen Stadt im Auge zu haben.
Faddoul pflegt eine juristische Diktion bei den Ratssitzungen und zeigt auch keine Scheu, politische Gegner mit Klagen zu überziehen. Das hat ihn nicht bei allen beliebt gemacht und ihm den Ruf eingebracht, unbequeme Politik zu machen. Wenigstens in der von CDU und FWG getragenen Mehrheit werden die meisten in Faddoul einen Störenfried sehen und ihm kaum eine Träne nachweinen.
Seine Kritiker sagen - mal öffentlich, mal nur hinter vorgehaltener Hand -, dass Faddoul seinen Status als Einzelkämpfer im Rat missbraucht habe: Seit seinem fulminanten Ausstieg bei den Grünen braucht Faddoul keinen Fraktionszwang zu beachten. Er selbst wollte diese Freiheit aber immer nutzen, um Missstände anzusprechen und mit heiklen Themen aufzuräumen, sagt Faddoul.
Der Bad Emser Uli Kutting hatte Faddoul zu Beginn seiner politischen Zeit als grünen Kommunalrevoluzzer und Idealisten bezeichnet. Ersteres ist bald vorbei. Ein Idealist dürfte Faddoul bleiben, und auch abseits der Politik immer wieder - ganz freiwillig - anecken.