St. Goarshausen - Teils themengebunden weihnachtlich, teils übergreifend locker-flockig, immer aber lebendig, voller Ausdruckskraft und mitreißend - so könnte man das Konzert beschreiben, das die Besucher am Samstagabend in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer erwartete.
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer


Dessen Name ist unüberhörbar Programm: Die vor zehn Jahren gegründeten Sacropops aus Waldalgesheim haben sich mit dem Gospel einem stark vom christlichen Glauben geprägten Genre, darüber hinaus aber auch den "weltlichen" Gattungen Pop und Musical verschrieben.
Diese wohltuende Mischung bestimmte auch das Repertoire, das sie nach St. Goarshausen mitgebracht hatten: Tief in der Tradition Verwurzeltes wie das von John Mason Neale im 19. Jahrhundert komponierte Adventslied "Come Emmanuel" war ebenso darunter wie Zeitgenössisches aus der Sparte "Advent und Weihnachten".
Dorthin gehörten unter anderem John Rutters zeitgenössische Stücke "The Lord bless you and keep you" und "Christmas Lullaby", eines der populärsten Weihnachtslieder überhaupt. Aber auch Eigenkompositionen des Sacropops-Chorleiters Peter Schnur, der seine Sänger am Keyboard begleitete: Aus seiner Feder stammte zum Beispiel "Are you ready for the son?", ein sehr dynamisches, rhythmisch geprägtes Adventslied.
Dazu hatte der rund 40-köpfige Chor etwa mit "Some-where over the rainbow" auch eine Portion Filmmusik und Musical im Gepäck - und wusste mit seinem teils dezent zurückgenommenen, meist aber spritzigen Vortrag lückenlos zu begeistern.
Sehr überzeugend geriet auch die lautmalerische Leistung bei dem Weihnachtsklassiker "Carol oft he bells", wo die von den Frauenstimmen gebildeten "hellen Glöckchen" apart mit dem "tiefen Gong" des männlichen Parts kontrastierten. Moderatorin Uta Köppken-Ramberger wusste den Zuhörern zudem Wissenswertes über die Hintergründe der einzelnen Lieder zu vermitteln - und lag goldrichtig, als sie am Ende des ersten Chorauftritts einen "Profi mit großer Stimme, aber ohne Starallüren" ankündigte.
Denn Kathy Kelly überwältigte in der Tat mit ihrer erstklassig geschulten, raumfüllenden und emotional bewegenden Stimme. Und auch sie verstand es auf Anhieb, den Funken zum Publikum überspringen zu lassen. Da wurde eifrig mitgeklatscht und -gesummt, bei einigen Liedern sogar von den Kirchenbänken aufgesprungen, und als die Reihe applaudierte, hätte man sich geschlossenen Auges glatt in einer Poparena wähnen können.
Kathy, drittältester Sprössling der Kelly Family und lange Zeit musikalischer Kopf der Band, stieg mit "Who‘ll come with me", einem der ersten Nummer-eins-Hits des Familienunternehmens, ein - und demonstrierte anschließend ausgiebig, dass sie längst ihren eigenen Stil gefunden hat. Mal mit Gitarren-, Akkordeon- oder Geigenbegleitung, mal "nur" von Peter Schnur am Keyboard eskortiert, folgten schwermütige irische Balladen und schottische Traditionals auf Opernarien, die unüberhörbar Kellys klassische Ausbildung bewiesen.
Spanisch angehauchte Eigenkompositionen wie das feurig-temperamentvolle Liebeslied "Te quiero, no me dejes" wechselten mit Gospel, Country, Folk und Rock - beeindruckender Beweis für die Vielseitigkeit einer Künstlerin, die Bodenständigkeit und große Show zugleich ausstrahlt - ein Kirchenkonzert der etwas anderen Art.
Als sie zum Finale gemeinsam mit dem Ensemble auftrat, mochte man kaum glauben, dass sie vorher nur jeweils ein einziges Mal mit den kooperierenden Chören probt. Denn Kathy Kelly und die Sacropops wirkten bestens aufeinander eingespielt, als sie mit Gospels wie "Shine your light" oder "Down by the riverside" den Altarraum rockten, das Konzert dann ganz der abendländischen Tradition entsprechend mit "Stille Nacht" beendeten.