Rhein-Lahn - Bei einem ernsthaften Zwischenfall Anfang März sind ein Notarzt und Rettungssanitäter der Wachen in Nassau und Nastätten in eine lebensgefährliche Situation geraten, von der sie zunächst nichts ahnten. Ursache war eine hohe Konzentration von Kohlenmonoxid (CO) in einem Einfamilienhaus in Nastätten, zu dem die Rettungskräfte gerufen worden waren. Meldegeräte, die vor dem giftigen Gas warnen, gehören in Rheinland-Pfalz derzeit nicht zur Standardausrüstung von Rettungswagen und Notärzten.
Im Nachbarland Hessen hat ein Arbeitskreis von Fachleuten mittlerweile die Anschaffung solcher Geräte empfohlen. Zuvor hatten Feuerwehren und Rettungsdienste in Wiesbaden erstmalig in Deutschland eine Studie über die Gefahren durch das unsichtbare CO bei ihren Einsätzen durchgeführt. Auch bei Rettungsdiensten in Rheinland-Pfalz ist die CO-Gefahr mittlerweile verbreitet Gesprächsthema. Ein Test soll in Vorbereitung sein.
Am 6. März waren Einsatzkräfte der Rettungswachen aus Nassau und Nastätten alarmiert worden, weil es einer Frau schlecht ging. Sie zeigte Symptome eines Herzinfarkts. „Wie aus dem Lehrbuch", sagt Rettungsassistent Sascha Kaufmann. Noch während der Behandlung wurde auch dem Ehemann übel. Der Nassauer Notarzt Dr. Frank Abraham witterte aufgrund seiner Berufserfahrung Gefahr. Ein Messgerät der Feuerwehr brachte Gewissheit: Die durch einen defekten Kamin verursachte CO-Konzentration erreichte Werte, die lebensbedrohlich sein können. Die vier betroffenen Rettungsdienst-Mitarbeiter wurden zum Teil tagelang in einem Krankenhaus behandelt. „Meine Lebensversicherung wäre beinahe zur Auszahlung gekommen", bringt Dr. Abraham die Gefahr mit schwarzem Humor auf den Punkt.
In Hessen empfehlen Fachleute, alle Rettungswagen wenigstens mit Warnmeldern (Stückpreis: 130 Euro) auszurüsten, die beim Überschreiten von CO-Werten Laut geben. Noch besser sei ein präzises Messgerät. Es warnt die Lebensretter vor einer unsichtbaren Gefahr und hilft, die oft unspezifischen Symptome der Notfallpatienten besser einzuordnen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Eine landesweite Richtlinie gibt es noch nicht. Die Rettungskräfte im Rhein-Lahn-Kreis sind spätestens seit dem 6. März für das Thema sensibilisiert.
Der Nassauer Schornsteinfegermeister Thorsten Reinhardt hat nach dem jüngsten Vorfall – und anderen CO-Notfällen in der Region – gehandelt und der Nassauer Rettungswache ein 500 Euro teures Messgerät zur Verfügung gestellt, das den CO-Gehalt der Luft genau ermittelt. „Ersthelfer müssen sich selbst schützen, sonst können sie anderen nicht mehr helfen", sagt Reinhardt. Dafür müssten sie sich jedoch auf unsichtbare Gefahren einstellen können.
Carlo Rosenkranz