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Beantragt Bad Ems den Welterbestatus?

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Bad Ems - Die Kurstadt Bad Ems könnte Anwärter auf den Titel des Unesco-Welterbes werden. Den Stein ins Rollen gebracht hat ein Brief aus Tschechien, der Anfang März auf dem Schreibtisch von Stadtbürgermeister Berny Abt landete.

Von unserer Reporterin Cordula Sailer

Der Verfasser und seine Mitstreiter zeigten sich darin überzeugt, "dass Ihre bedeutungsvolle, weltberühmte Kurstadt alle anspruchsvollen Kriterien des Welterbekomitees der Unesco erfüllt". Das Schreiben stammte von Petr Kulhánek, dem Oberbürgermeister von Karlsbad. Schon seit zwei Jahren bemüht sich die tschechische Stadt zusammen mit zehn weiteren Kurorten aus ganz Europa um den Titel des Weltkulturerbes.

"Und jetzt haben sie gefragt, ob wir nicht mitmachen wollen", erklärt Abt. Im Rahmen einer sogenannten internationalen seriellen Nominierung wollen die Kurstädte gemeinsam einen Antrag bei der Unesco einreichen. Ob Bad Ems in die Arbeitsgruppe namens "Great Spas of Europe" aufgenommen wird, entscheiden deren Mitglieder endgültig im September.

"Der Welterbestatus würde Bad Ems helfen, nach vorne zu kommen", ist Abt überzeugt. Vor allem soll der Titel noch mehr Touristen als bisher in die Kurstadt locken. "Für das Außenmarketing bringt das einen erheblichen Vorteil", bestätigt Reinhard Hoppe, Leiter des Stadt- und Touristikmarketings Bad Ems.

Der erste Schritt ist bereits getan: Abt hat Kontakt zur Landesregierung aufgenommen, und Bad Ems wurde bereits der Kultusministerkonferenz (KMK) als möglicher Kandidat für den Welterbestatus gemeldet. Die KMK entscheidet das nächste Mal 2014, welche von den Ländern gemeldeten Städte auf die sogenannte Tentativliste gesetzt werden.

Nur wer auf dieser bundesweiten Vorschlagsliste steht, kann tatsächlich die Aufnahme in die Welterbeliste der Unesco beantragen.

Ein langwieriges Prozedere. Da Deutschland bereits stark auf der Welterbeliste vertreten ist, "unterliegen wir der Auflage, möglichst wenig potenzielle Welterbestätten pro Jahr einzureichen, etwa ein bis zwei", erklärt Dieter Offenhäußer, stellvertretender Generalsekretär der deutschen Unesco-Kommission. Bei etwa 20 Kandidaten auf der Vorschlagsliste ist Geduld gefragt.

Eine serielle Nominierung, wie sie Bad Ems möglicherweise anstrebt, könnte schneller vonstattengehen. Denn Tschechien führt für die Kurbäder den Vorsitz und würde die gemeinsame Bewerbung einreichen. "Somit gehört sie nicht zum deutschen Kontingent", erläutert Offenhäußer.

Zudem stießen serielle Nominierungen auf großen Zuspruch bei der Unesco, "da diese internationale Zusammenarbeit dem Geist des Unesco-Welterbes entspricht", führt der stellvertretende Generalsekretär weiter aus.

Ob das Anliegen weiterverfolgt wird, hängt von der Entscheidung des Stadtrats Anfang Juli "und den Reaktionen der Bürger ab", betont Stadtbürgermeister Abt. Touristikchef Hoppe denkt, dass Bad Ems den Titel verdient hätte: "Wir haben 17 Heilquellen auf engem Raum, die älteste Spielbank Deutschlands, die Malbergbahn und das Kursaalgebäude", nennt Hoppe nur einige Besonderheiten der Kurstadt.

Als Nächstes müsste die Stadt in Absprache mit der Denkmalpflege eine Kernzone definieren, die unter das Weltkulturerbe fallen soll. "Ein großer Teil der möglichen Fläche steht bereits jetzt unter Denkmalschutz", erklärt Abt. Eine Bewerbung hätte aber auch ihre Schattenseiten: Mit dem Welterbestatus sind Auflagen im Bauwesen verbunden. Und da der Zusammenschluss der Kurbäder zum Beispiel bereits in Gutachten investiert hat, "werden wir gegebenenfalls an den Vorlaufkosten beteiligt", sagt Hoppe.


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