Nastätten/Koblenz - Der Krankenhauslandschaft steht ein gewaltiger Umbruch bevor: Nach Informationen der Rhein-Zeitung sollen das Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen (Kemperhof und St. Elisabeth) sowie das Stiftungsklinikum Mittelrhein, zu dem auch das Diakoniezentrum Paulinenstift in Nastätten gehört, rückwirkend zum 1. Januar fusionieren.
Von Reinhard Kallenbach und Tobias Lui
Bereits vor elf Jahren hatte sich der Paulinenstift gemeinsam mit dem Gesundheitszentrum zum Heiligen Geist Boppard mit dem Evangelischen Stift in Koblenz zusammengeschlossen. Der Klinikverbund mit dem Namen Stiftungsklinikum Mittelrhein nahm 2003 die Arbeit auf. Der Grund für die Fusion damals wie heute ist die Sorge, alleine auf Dauer nicht die Gesundheitsversorgung in der Region sicherstellen zu können.
Die Verhandlungen um die Fusion sind in die entscheidende Phase getreten. Heute befasst sich der Koblenzer Stadtrat mit den Details. Über das Vertragswerk wird der Rat am 13. März abstimmen. Vier Tage später könnte auch der Kreistag Mayen-Koblenz den Weg frei machen. Stimmen beide Gremien zu, kann der Fusionsvertrag unterschrieben werden. Damit wäre die Verschmelzung vollzogen. Auch wenn mit dem Zusammenschluss der traditionsreichen Einrichtungen mit insgesamt fünf Standorten die Aufwertung zu einem Klinikum der Maximalversorgung verbunden ist und damit die Aussicht auf höhere Landeszuschüsse besteht, dürften die rund 3600 Mitarbeiter der Zeitenwende mit gemischten Gefühlen entgegen sehen.
Schutz vor Stellenabbau
Zwar werden alle Beschäftigten übernommen, doch gibt es für sie nur bis Ende 2016 einen Schutz vor einem fusionsbedingten Stellenabbau. Sicherheit herrscht dagegen in Sachen Tarifwerk. Für die derzeitigen Mitarbeiter wird sich nichts ändern. Kirchliche und kommunale Vereinbarungen gelten weiter. Künftige Kollegen werden dagegen ausschließlich nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt. Trotz dieser Basis regt sich in den Reihen der Belegschaft Widerstand, wie es aus gut informierten Kreisen heißt. So monieren Kritiker die fehlende Transparenz und das hohe Tempo der Vorbereitungen.
Für Mittwochabend wurde kurzfristig eine Sitzung des Aufsichtsrats des Gemeinschaftsklinikums angesetzt. Bereits am vergangenen Freitag tagte das Lenkungsgremium - die Zeichen, dass es jetzt ernst wird, mehren sich also. Denn es gibt nicht nur fachlich organisatorisch Gründe, Tempo zu machen. Vor allem an den Koblenzer Standorten besteht Investitionsbedarf im zweistelligen Millionenbereich. Während das Stift in der Vorstadt seinen Brandschutz auf den neuesten Stand bringen muss, steht am Kemperhof die Sanierung des Bettenhauses an. Um diese vorzubereiten, sollte eigentlich der Bau eines 24,5 Millionen Euro teuren Ergänzungsbaus schon längst begonnen haben. Die Sache wurde wegen der möglichen Umplanungen aber vorübergehend auf Eis gelegt.
In die Zukunft investiert
Besser sieht die Situation in Nastätten aus: Die Sanierung und Erweiterung des in die Jahre gekommenen Krankenhauses wurde nämlich im vergangenen Jahr abgeschlossen. Das Land investierte rund 9 Millionen Euro in einen Anbau, ein neuer Computertomograf erweiterte die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten deutlich. Rund 200 Mitarbeiter sind in Nastätten beschäftigt, die Klinik steht auf den vier Säulen Anästhesie, Intensiv-, Palliativ- und Notfallmedizin. Neben den Vorzügen, die eine Aufwertung der fusionierten Häuser zu einer Einrichtung auf dem Standard einer Universitätsklinik bringen würde, gibt es aus der Sicht von Kritikern auch einige Nachteile. So sind die bislang kommunalen Häuser Kemperhof und St.-Elisabeth sehr transparent, weil die Gremien in Stadt und Kreis intervenieren können. Ob dies künftig im vollem Umfang so bleibt, ist fraglich, weil der Fusionspartner ein anderes Modell hat. Und nicht nur das. Der Zusammenschluss von Kliniken mit solch unterschiedlichen Trägermodellen ist bundesweit einzigartig.
Schon die Fusion von kirchlichen Einrichtungen gilt als problematisch. Wie der Marburger Bund auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, ließ das Erzbistum Paderborn eine Klinikfusion in Hagen platzen. Dort sollten das katholische Krankenaus und das evangelische Allgemeine Krankenhaus eigentlich zusammengehen. Besser lief es in Trier. Hier fusionierten das Marienkrankenhaus Ehrang und das Elisabeth-Krankenhaus zum Ökumenischen Verbundkrankenhaus.